In einer Welt voller Herausforderungen wie wirtschaftlicher Unsicherheiten, technologischen Umbrüchen, Energiekrisen und zunehmend strengerer regulatorischer Anforderungen ist es entscheidend, dass Unternehmen agil und innovativ agieren. Die HENN Connector Group und ihr Mitglied Eisele haben diese Prinzipien verinnerlicht und setzen auf eine klare Strategie, die Internationalisierung, Innovation und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt.
Frage: Wie ist die HENN Connector Group aufgestellt, um mit den aktuellen globalen Herausforderungen umzugehen?
Ohneberg: „Wir investieren viel in unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Fundament bilden, um den Unsicherheiten auf den Märkten begegnen zu können. Auf der anderen Seite verfolgen wir eine klare Wachstumsstrategie. Diese zielt darauf ab, im Konnektoren-Bereich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Mobilität neue Anwendungen zu entwickeln. Durch den HENNgineered-Bereich haben wir zudem die Möglichkeit, sowohl interne Dienstleistungen anzubieten als auch für Dritte aktiv zu werden. Ein weiterer Vorteil ist unsere globale Aufstellung. Wir sind nicht von einzelnen Kontinenten abhängig, sondern auf vielen Märkten weltweit präsent. Der Umsatzanteil aus Asien und den USA macht bereits fast 40 % aus, was uns eine ausgewogene Position verschafft. Aktuell sehen wir in Westeuropa schwierige wirtschaftliche Bedingungen, während wir in den USA ein starkes Wachstum verzeichnen.“
Frage: Was sind die langfristigen Ziele von Eisele in den nächsten 5 bis 10 Jahren?
Jeitler: „Für Eisele stehen drei Themen im Vordergrund: Internationalisierung, Digitalisierung und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Wir müssen uns international breiter aufstellen, da wir momentan noch stark auf Europa und speziell Deutschland fokussiert sind. Im Bereich Digitalisierung legen wir einen besonderen Schwerpunkt auf den Vertrieb. Unsere Außendienstmitarbeiter sind sehr nah am Kunden und entwickeln mit unseren Kollegen aus der Konstruktion kontinuierlich neue Innovationen. Diese Innovationen müssen wir global skalieren und mithilfe moderner Marketing- und Vertriebsstrategien breiter in den Markt bringen. Zu diesem Zweck haben wir bereits Projekte wie den Aufbau einer neuen Website, eines Webshops und eines E-Katalogs auf Cadenas gestartet. Der dritte Punkt ist die Optimierung unserer Produktdesigns und Prozesskosten, um unsere Wettbewerbsfähigkeit sukzessive zu steigern.“
Frage: Wie sehen die langfristigen Ziele der HENN Connector Group aus?
Ohneberg: „Unser oberstes Ziel ist es, bis 2035 einen Umsatz von 800 Millionen Euro zu erreichen. Dies wollen wir nachhaltig durch Profitabilität in verschiedenen Segmenten erreichen: im Konnektoren-Bereich, unterteilt in Mobility, abgedeckt von HENN, und Non-Mobility, abgedeckt von Eisele. Zudem gibt es den Bereich HENNgineered, der als Dienstleister von der Produktentwicklung über Prototypen bis zur Serienproduktion in Klein- oder Großserie, z.B. im 3D-Druck von Metall, agiert. HENNgineered produziert sowohl für den Konnektoren-Bereich als auch für Dritte. Eine weitere wichtige Komponente unserer Strategie ist die Buy-and-Build-Strategie, um das Wachstum von Unternehmen zu beschleunigen und ihren Wert signifikant zu steigern. Unser Fokus liegt hierbei verstärkt auf Asien und den USA.“
Frage: Wie differenziert sich die HENN Connector Group von der Konkurrenz im deutschen und internationalen Markt?
Ohneberg: „Wir differenzieren uns durch unsere Innovationskraft, unseren globalen Footprint und unsere Investitionen in das Humankapital. Wir entwickeln innovative Geschäftsmodelle und investieren stark in die Ausbildung und Weiterbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zudem setzen wir auf Digitalisierung und Automatisierung, um uns weiter zu differenzieren und den Kunden innovative Lösungen anzubieten.“
Jeitler: „Bei Eisele setzen wir auf eine hohe Branchenexpertise und Flexibilität, um auf spezifische Kundenanforderungen einzugehen. Unsere Innovationsarbeit konzentriert sich auf hygienekritische Anwendungen im Food- und Pharmabereich sowie auf Kühlung und Thermomanagement, wo wir attraktive Wachstumsperspektiven sehen.“
Frage: Welche Rolle spielt Innovation in der HENN Connector Group und wie wird sie gefördert?
Ohneberg: „Innovation spielt eine zentrale Rolle bei uns. Wir haben mehr als 200 Patente und verfolgen eine aktive Patentstrategie, um unsere Innovationen global zu schützen. Innovation ist tief in unserer Unternehmenskultur verankert. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aufgefordert, kreativ zu denken und neue Anwendungsmöglichkeiten für unsere Produkte zu finden. Zudem haben wir marktorientierte Entwicklungsabteilungen, die täglich mit den Anforderungen der Kunden konfrontiert sind und daraus neue Innovationen entwickeln.“
Frage: Welche technologischen Entwicklungen werden Ihre Branche in den nächsten Jahren prägen?
Jeitler: „In der Lebensmittelindustrie erwarten wir steigende regulatorische Anforderungen, insbesondere durch die EU-Verordnung 1935/2004. Hier bieten wir bereits zukunftssichere Lösungen an. Ähnlich verhält es sich mit dem Verbot von PFAS-haltigen Materialien. Obwohl diese Chemikalien durch keine andere Materialien 1:1 ersetzbar sind, haben wir alternative Lösungen entwickelt, die wir unseren Kunden anbieten können.“
Ohneberg: „Unsere Hauptrichtung bleibt die Verbindungstechnologie, insbesondere im Bereich Mobilität, Automotive, Railway und Aerospace. Darüber hinaus sehen wir großes Potenzial in den Bereichen Kühlen, Heizen, Thermomanagement und alternative Energien, wie Windräder und Photovoltaik. Diese globalen Trends, kombiniert mit der Digitalisierung und Automatisierung, sind entscheidend für unsere zukünftige Entwicklung.“
Frage: Wie sichern Sie die Wettbewerbsfähigkeit der HENN Connector Group auch in Zukunft?
Ohneberg: „Unsere Innovationskraft im Produktbereich sichert unsere Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig investieren wir in Automatisierung und Digitalisierung, sowohl in der Produktion als auch in den Geschäftsprozessen. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und die Entwicklung von Multi-Channel-Vertriebsplattformen sind dabei zentrale Maßnahmen. Zudem erweitern wir unser globales Netzwerk, etwa durch Investitionen in Indien, wo wir ein Montagewerk und ein Entwicklungs-TechCenter aufbauen.“
Frage: Wie schätzen Sie die aktuelle Marktsituation im Maschinenbau in Deutschland ein?
Jeitler: „Die Situation im Maschinenbau ist schwierig, ähnlich wie in anderen Industriezweigen. Die Zuversicht der wirtschaftlichen Akteure in Deutschland ist derzeit nicht sehr hoch, bedingt durch u.a. hohe Zinsen und Energiekosten. Dennoch bin ich optimistisch, dass der deutsche Maschinenbau weiterhin eine starke Position hat, da die hier entwickelten Maschinen und Innovationen weltweit gebraucht werden.“
Frage: Welche Märkte sind für die HENN Connector Group und Eisele besonders vielversprechend?
Ohneberg: „Wir sehen großes Potenzial in den Bereichen Kühlen, Heizen, alternative Energien und Halbleiterproduktion. Regional sind für uns insbesondere Asien, die USA und Mexiko von Interesse. Wir eröffnen in Mexiko ein Montagewerk, um unsere Präsenz vor Ort zu stärken.“
Jeitler: „Für Eisele sind die USA und Asien wichtige Wachstumsmärkte. Unsere Vertriebstochter in den USA entwickelt sich sehr gut, und wir sehen dort großes Potenzial. Auch die asiatischen Märkte bieten uns viele Chancen.“
Frage: Wie wichtig ist Kundenzufriedenheit für Ihr Unternehmen und wie messen und verbessern Sie diese?
Jeitler: „Kundenzufriedenheit ist für uns essentiell. Wir führen regelmäßig Befragungen durch und leiten daraus Maßnahmen ab. Ein Beispiel ist der Ausbau unserer Online-Angebote, wie die Verfügbarkeit von Produktinformationen und die Optimierung der Lieferperformance. Unsere technische Beratung wird von den Kunden sehr geschätzt, aber wir sehen noch Potenzial zur Verbesserung.“
Frage: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrer Unternehmensstrategie?
Ohneberg: „Nachhaltigkeit ist ein wesentliches Element unserer Strategie. Wir streben nachhaltiges Wachstum an, das uns ermöglicht, langfristig in Arbeitsplätze und Kapital zu investieren. Nachhaltigkeit fließt in alle Bereiche ein, von der Produktentwicklung über die Personalentwicklung bis hin zu Investitionsentscheidungen.“
Frage: Welche Maßnahmen hat Eisele zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks umgesetzt?
Jeitler: „Wir sind dabei, unseren CO2-Footprint für 2023 zu ermitteln und erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht auf Gruppenebene zu erstellen. Wir haben bereits mehrere Maßnahmen umgesetzt, wie den Ausbau unserer PV-Anlagen und die Reduzierung des Verbrauchs von Schneidöl durch eine eigene Aufbereitungsanlage. Zudem führen wir Späne und Schrott direkt in die Herstellungskette zurück und setzen Elektro- und Hybridfahrzeuge in unserer Flotte ein.“
Frage: Wie leben Sie soziale Verantwortung im täglichen Geschäft?
Ohneberg: „Soziale Verantwortung bedeutet für uns, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Das umfasst den Umgang mit unseren Mitarbeitern, ihre Weiterentwicklung und die Schaffung eines optimalen Arbeitsumfelds. Wir bieten moderne Büroeinrichtungen, Fitnesscenter und Kantinen, um das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter zu fördern. Außerdem unterstützen wir Mitarbeiter in Notfällen und engagieren uns in sozialen Initiativen.“
Frage: Welche Werte sind Ihnen im Unternehmen besonders wichtig?
Jeitler: „Innerhalb der Gruppe haben wir sechs zentrale Werte definiert: Zielorientierung, Konsequenz, Kompetenz, Gemeinsamkeit, Kundenorientierung und das Streben nach herausragenden Leistungen. ‚Gemeinsam‘ und ‚Kundenorientiert‘ sind mir besonders wichtig, da wir nur als Team erfolgreich sein können und unsere Kunden immer im Mittelpunkt stehen müssen.“
Frage: Wie fördern Sie die Weiterbildung und das Wachstum Ihrer Mitarbeiter?
Ohneberg: „Weiterbildung hat bei uns einen hohen Stellenwert. Unsere HENN Academy bietet Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung, fachliche Schulungen sowie Gesundheits- und Sportangebote. Darüber hinaus ermöglichen wir unseren Mitarbeitern auch externe Weiterbildungen, um ihre fachliche und persönliche Entwicklung zu fördern.“
Frage: Wie gehen Sie mit Krisen und schwierigen Entscheidungen um?
Jeitler: „Schwere Krisen gibt es zum Glück nicht so oft, aber Herausforderungen und schwierige Entscheidungen sind häufig. Ich versuche, diese Entscheidungen im Konsens mit den Mitarbeitern zu treffen. Manchmal muss man als Chef aber auch alleine entscheiden, selbst wenn es nicht populär ist. Wir treffen Entscheidungen transparent und gemeinschaftlich, basierend auf Analysen und Abwägungen.“
Frage: Was motiviert Sie täglich in Ihrer Rolle?
Ohneberg: „Mich motiviert die Möglichkeit, gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestalten zu können und einen bleibenden Footprint zu hinterlassen.“
Jeitler: „Es gibt nichts Cooleres, als in einer dynamischen, mittelständischen und agilen Gruppe arbeiten zu können. Die Freiheit zu haben, zu gestalten, und das in einem Markt, der viele Chancen bietet, motiviert mich jeden Tag.“
Die enge Zusammenarbeit innerhalb der HENN Connector Group schafft Synergien, die allen Unternehmen zugutekommen. Es können nicht nur Ressourcen gebündelt, sondern auch das Innovationspotenzial maximiert werden. Dies ermöglicht es, sich in einer sich ständig wandelnden Welt erfolgreich zu behaupten und die Chancen der Zukunft zu nutzen. Mit einem klaren Fokus auf Internationalisierung, Innovation und Nachhaltigkeit ist die HENN Connector Group bestens gerüstet, um auch in den kommenden Jahren eine führende Rolle in der Industrie zu spielen und ihren Kunden weltweit erstklassige Lösungen anzubieten.
Vielen Dank an Martin Ohneberg und Johannes Jeitler für das informative Gespräch und die wertvollen Einblicke in die strategische Ausrichtung und Zukunftsvisionen der HENN Connector Group mit Eisele.